Donnerstag, 7. September 2017

Eine Kieler Wohnungsgesellschaft vermietet aus Prinzip nicht an arme Aufstocker

Das Erlebnis einer Freundin, die ihre Rente mit Grundsicherung aufstockt

Obwohl es ja schon fast unmöglich ist, eine Wohnung zu finden, die noch im Bereich der Mietobergrenze ist und sich dazu noch in der Kieler Innenstadt so von der Lage her befindet, dass auch Einkaufen keine Weltreise darstellt, gibt es in Kiel noch einen anderen Grund, diese Wohnung selbst dann nicht zu bekommen, wenn sie vom Sozialamt so anerkannt würde, weil vom Preis her in Ordnung.

Eine Freundin von uns, die gesundheitliche Probleme hat, wünscht sich eine Sozialwohnung, die mehr in der Kieler Innenstadt liegt und wo es für sie einfacher ist einzukaufen, weil die Wege nicht so weit sind.

Das Sozialamt zahlt die Umzugskosten dafür ohnehin nicht, übernimmt auch nicht die erneute Mietsicherheit. Das muss sich diese Freundin alles ohnehin schon vom Mund absparen, um so eine Wohnung zu bekommen.

Dann soll diese Wohnung ja auch noch im Rahmen der Mietobergrenze liegen.

Sie fand nun mitten in Kiel eine wirklich schöne Wohnung in guter Lage mit guten Einkaufsmöglichkeiten, top in Ordnung und was noch mehr wundert, auch vom Preis her in Ordnung, denn diese Wohnung liegt unterhalb der Mietobergrenze.

Zu ihrer großen Enttäuschung erfuhr unsere Freundin dann aber, dass sie diese Wohnung aus dem Grund nicht bekommen wird, weil sie ihre zu niedrige Rente mit Grundsicherung aufstocken muss.

Arme will man bei dieser Wohnungsgesellschaft nämlich nicht haben.

Es handelt sich bei dem Vermieter um eine große Gesellschaft, die in ganz Deutschland Mietshäuser dieser Art unterhält.

Unsere Freundin hat sich bei der dortigen Geschäftsleitung wegen diese Diskriminierung beschwert und außerdem an die Kieler Nachrichten geschrieben, ob sie Lust hätten, darüber mal was zu schreiben.

Ich habe im unserem Polit- und Armutsblog ja nun oft was zum Thema Wahl geschrieben und auch, dass die niedrigen Regelsätze für Aufstocker beim Hartz IV oder der Rente nie in den Wahlsendungen angesprochen worden sind und 2018 auch nicht höher werden, weil das bisschen Geld wieder viel weniger ist als die Preiserhöhungen voriges Jahr verschlungen haben.

Dass dann Menschen, die von Kinderarmut oder Altersarmut in diesem Staat betroffen sind, auch noch wegen der ja doch vom Staat provozierten Zustände diskriminiert werden .. tja das schlägt doch dem Fass den Boden aus.

Aber sowas wird totgeschwiegen .. geflissentlich.

Es geht vielen Menschen in Deutschland eben nicht mehr gut ... das ist bei vielen alten Menschen so, die kurz vor der Rente von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind .. die vor der Rente krank werden und es nicht bis ins Rentenalter schaffen, aber auch Familien mit mehreren Kindern und auch sonst vielen Menschen, die immer mehr befristete, schlecht bezahlte Jobs annehmen müssen oder Leiharbeit machen.

Unsere Freundin, der man nun nur aufgrund von Altersarmut diese schöne Wohnung nicht vermieten möchte, ist nur eine davon.

Traurige Grüße
Renate


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