Dienstag, 26. Mai 2015

Nächste Teilrezension Verstoßene Eltern

Haben wir versäumt, unseren Kindern Respekt vor uns beizubringen?


Ich habe wieder ein weiteres Stück in Birgit Belaus Buch "Verstoßene Eltern" gelesen.

Ich habe schon früher, als ich Birgit Belau noch gar nicht kannte, oft darüber nachgedacht, ob Jürgen und ich bei unseren Kindern nicht den Fehler gemacht haben, ihnen nach Möglichkeit jeden Wunsch von den Augen abzulesen, sie zu unserem Lebensmittelpunkt zu machen, zumal wir Partner hatten, die uns nicht wirklich geliebt haben, sie zwar in jeder Beziehung zu fördern, ihnen ihre Individualität und Persönlichkeit und ihren Stolz zu lassen, aber niemals für irgendetwas zu bestrafen, sondern für alles Verständnis aufzubringen, auch wenn es falsch war, was die Kinder da gemacht haben.

Genauso wie Birgit Belau haben wir beide geschafft, durchaus lebensfähige Menschen aus unseren Kindern zu erziehen .. aber sie haben uns nie wirklich ernst genommen oder respektiert. Das mag an der Einstellung der Nachkriegsgeneration liegen und ein allgemeines Phänomen sein .. vielleicht sogar der Grund, warum sich heute so viele alte Menschen in unserem Alter das Leben nehmen und von der Gesellschaft einfach abgeschoben werden, frustriert und sehr unglücklich sind, weil alt sein heute auch heißt, nicht mehr dazu zu gehören und mitleidlos in die Ecke gedrängt zu werden.

Birgit hatte nur die beiden Töchter, die als Kinder genauso wie meine Töchter sehr lieb und von Natur aus artig waren. Noch schlimmer als meine Töchter und viel früher allerdings wenden sich diese beiden Töchter plötzlich und unerwartet vehement gegen die eigene Mutter, verhöhnen sie geradezu, sind plötzlich unordentlich, unglaublich dreist und regelrecht boshaft ihrer Mutter gegenüber.

Nein so krass waren meine Töchter nicht, auch nicht so früh. 

Birgits Töchter beginnen mit diesen Attacken schon im Alter von 12 bis 14 Jahren. Meine Älteste war noch mit Mitte 20 ein braves Kind und hat mich auch noch nie derart brutal beschimpft, aber sie kommt eben nicht mehr zu Besuch und will auch keinen von mir. Treffe ich sie allerdings auf der Straße, ist sie nach wie vor freundlich anders als Birgits Töchter. Das ist auch bei meiner jüngeren Tochter so .. nur treffe ich beide, da sie nicht mehr hier am Ort wohnen, ja kaum noch.

Birgit hat keine Söhne. Meine Söhne waren auch schon als Kinder ausgesprochen respektlos, nicht nur mir gegenüber, sondern sie haben sich beide auch in der Schule so manche Zensur deshalb versaut, weil sie auch ihre Lehrer nicht respektiert haben anders als meine Töchter, die da doch noch relativ zahm gewesen sind.

Dennoch sind meine Söhne mir gegenüber nicht sofort so ablehnend gewesen wie meine Töchter, sondern haben sich in meinen Augen erst später sogar durch ihre Schwestern erst richtig gegen mich aufhetzen lassen. Der Jüngste ringt sich ja sogar immer noch mal wieder durch, mich zu besuchen, behandelt mich aber dann auch nicht mit Respekt oder Achtung, was mir jedes Mal weh tut.

Nun das tat er nie, auch sein Bruder nicht .. die Mädchen genauso wie Birgits Mädchen früher ja.

Ich frage mich deshalb, ob die für die Nachkriegszeit typische antiautoritäre Erziehungsmethode uns diese Kinder beschert hat, wir also selbst Schuld an unserem Unglück sind, weil wir versäumt haben, uns durch zumindest ein Minimum an Strafe vor unseren Kindern Respekt zu verschaffen.

Ich verstehe zwar nicht, was kein Respekt mit nicht mehr vorhandener Liebe zu tun haben kann, aber vielleicht muss ich ja auch nicht alles verstehen, was ich falsch gemacht habe, auch wenn ich mir Mühe gebe, es zu tun.

Birgit sucht die Schuld am Hass ihrer Töchter, der sie wie ein Faustschlag trifft, anfänglich immer nur bei sich selbst.

Es liest sich mit Grausen, wie ihre Töchter dann zu Birgits Eltern finden und denen das reichlich vorhandene Geld aus der Tasche ziehen und was Birgit erleben muss, als sie ihren Vater auf dem Totenbett besucht. Sie will der Mutter nur helfen, die nie ohne ihren Mann lebensfähig gewesen ist, aber er wirft ihr vor, sie wäre nur wegen des Geldes gekommen. Im Nebenraum sind nämlich eine ihrer Töchter und ihre Mutter. Einige Tage später stirbt der Vater, der Birgit noch im Tod mit Hass überschüttet hat.

Bei der Mutter ist es anders. Als sie im Pflegeheim landet, stellt sie fest, dass eine der Enkelinnen ihr gesamtes Vermögen verschwendet hat. Sie merkt kurz vor ihrem Ende, dass Ihre Tochter für sie da ist, das Enkelkind, das sie finanziell ausgebeutet hat, aber genauso wenig wie das andere. Beide Enkeltöchter lassen die alte Frau am Ende im Stich.

Voller Hass will sie nun die eine Enkelin vor Gericht bringen, was wiederum Birgit verhindert, die nicht möchte, dass ihre Enkelkinder erleben müssen, wie die eigene Mutter im Gefäntnis landet.

Sie schlichtet so den hasserfüllten Streit zwischen ihrer Mutter, die nie gut zu ihr war und ihrer Tochter, die sie nach wie vor wie den letzten Dreck behandelt, hilft ihr dennoch.

Das zieht einem die Schuhe aus.

Zwischenzeitlich wird ihr Mann schwer krank, überlebt eine lebensgefährliche Operation und Birgit selbst wird ebenfalls schwer krank.

Es ist seltsam .. wie ich kriegt sie Probleme mit der Schilddrüse.

Tja .. das ist wohl ein sensibles Organ, wenn man erleben muss, wie die eigenen Kinder einem den Boden unter den Füßen wegziehen.

Na ja ... wenn ich Zeit habe, lese ich weiter und werde berichten, wie es weiter geht und was davon ich so auch oder aber nicht mit meinen eigenen Kindern erlebt habe.

LG
Renate

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