Mittwoch, 23. November 2016

Warum Loslassen im Leben so wichtig ist ...

... und warum Loslassen nicht immer das gleiche ist

Loslassen gehört zum Leben, aber nicht immer gelingt das so, wie es sein sollte.

Wenn ein geliebter Mensch oder ein geliebtes Haustier stirbt, müssen wir loslassen.

Es ist ein Unterschied zu trauern, aber den Verstorbenen in Frieden loszulassen oder zu klammern und nicht gehen zu lassen.

So ungewöhnlich eng meine Beziehung zu meiner Mutter auch gewesen sein mag, es war mir möglich,sie im Tod loszulassen. Vielleicht war das so, weil ich mir in ihrem Fall ganz sicher habe sagen können, dass ich alles nur Menschenmögliche für sie getan habe und weil sie selbst mir das vor ihrem Tod auch gesagt hat und sich auf ihre Art dafür entschuldigt, dass sie sich zeitlebens so sehr an mich geklammert hat, indem sie mir im Bewusstsein ihres Todes sagte, sie hätte sich nichts sehnlicher als ein Kind im Leben gewünscht, aber sei sich auch bewusst darüber, dass sie immer eifersüchtig auf meine Partner gewesen sei und nun froh, in dem Bewusstsein gehen zu können, dass ich einen in ihren Augen guten Mann an meiner Seite hätte. Vielleicht haben mir genau diese Worte von ihr besonders dabei geholfen, sie in Frieden loslassen zu können.

Ich konnte aber auch andere Verstorbene wie meine Großeltern und viele unserer Haustiere in Frieden loslassen.

Sehr lange war es mir aber nicht möglich, meinen ersten Mann loszulassen, obwohl ich sehr früh begriff, dass diese Ehe mir alles, aber nicht gut tat.

Ich habe dazu fast 40 Jahre gebraucht, obwohl nur die ersten 3 davon, nämlich die vor unserer Eheschließung, wirklich glücklich gewesen sind. Der Rest bestand aus Erschrecken, Angst, immer mehr Misstrauen und dem Gefühl, den falschen Mann geheiratet zu haben.

Ich empfand uns beide als ein Wir, das ich einfach viel zu lange nicht habe wieder in ein Ich und Ich teilen können.

Das gelang mir schlagartig im Jahr 2007 ... dieses Wir fiel wie ein Schatten von mir ab und ich war wieder ich selbst so wie 1969, als ich dieses Wir begonnen hatte aufzubauen.

Ich bin kein Ich-Typ. Ich bin immer ein Wir-Typ gewesen.

Es war aber wichtig, dieses Wir, dieses Du loszulassen, um über mein neues Ich das wir zu finden, das mir auch gut tat.

Dieses Loslassen ist etwas völlig anderes als das beim Tod eines geliebten Menschen oder auch Haustieres.

Auch Kinder muss man loslassen können.

Ich habe bei meinen Kindern große Fehler gemacht, obwohl ich mir ehrlich sagen muss und sie mir auch zugestehen sollten, dass ich sie immer über alles geliebt habe. Ich habe den Fehler gemacht, ihnen eine unglückliche Ehe zuzumuten, die ihnen nicht gut hat tun können.

Ob sie das jemals psychisch werden verkraften können, weiß ich nicht. Ob sie die Vergangenheit jemals so werden mit Abstand sehen können, um mir das verzeihen zu können, weiß ich auch nicht.

Was ist loslassen bei den eigenen Kindern. Ich versuche zu verstehen, dass sie von mir Abstand brauchen, um zu sich selbst zu kommen.

Aber ich versuche auch nach wie vor, immer zu erfahren, wie es ihnen geht.

Meine Kinder leben, und Kinder, die nicht gestorben sind, kann ich als Mutter nicht loslassen.

Mein Mann, der mit seinen Kindern ähnliche Dinge erlebt, kann das übrigens auch nicht, sondern freut sich über jede kleine Randnotiz, die ihm sagt, es geht ihnen gut.

Nachti
Renate

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen