Freitag, 4. März 2016

Bilanz - mein Leben in einem kapitalistischen Land - Teil 11

So grausam können die eigenen Kinder sein


Meine Mama ca. 2009 mit uns in Boksee bei den Pferden

 
Meine Mutter jammerte ständig wegen ihrer Enkel. Deshalb habe ich im Frühling 2009 um die Osterzeit herum für sie ein Treffen mit allen Kindern und Enkeln arrangiert. Es tat mir weh, nicht selbst dabei sein zu können, denn schon damals durfte ich erleben, wie grausam meine eigenen Kinder mit mir umgingen. Das Treffen fand bei meinem Ex-Mann in der Wohnung und im Garten statt, der damals eine Wohnung in Klausdorf in der Nähe meiner jüngsten Tochter Esther gemietet hatte und noch mit seiner Freundin Katrin zusammen war. Ich versuchte damals vergeblich, dass meine Mutter mir irgendetwas darüber erzählen könnte, sie war geistig schon so weit weg, dass absolut nichts dabei rüberkam. Bei diesem Treffen waren alle Kinder, Schwiegerkinder und Enkel dabei, auch Anni, Manuels Frau und Imke, die Ex-Freundin von Marius. Mein Ex-Mann und seine Katrin waren natürlich auch da.
Meine Nachfolgerin Katrin bei Esther mit Filia, ihrem Lieblingspony

Ich hatte mich bis dahin mit Anni oft sehr lebhaft per E-mail unterhalten. Das hat einmal damit angefangen, dass die Dackelhündin Luna von Anni und Manuel Dackellähme bekommen hatte und ich auch versucht hatte mitzuhelfen, mehr Informationen darüber zu finden, wie man dem armen Tier helfen könnte. Später stellte ich fest, dass sie kurz vor diesem Treffen noch freundliche Antwort-mails an mich geschickt hatte, danach allerdings hat sie nie mehr auf irgendetwas reagiert, was ich ihr schrieb.

Was an diesem Tag wer zu Anni über mich gesagt haben mag, entzieht sich meiner Kenntnis, aber ich bin sicher, es hat sie an diesem Tag jemand gegen mich aufgehetzt, und das so gründlich, dass sie beschloss, mich nicht darüber zu informieren, dass sie mich zur Oma machen würde. Mein Enkel Jarvin von Manuel und Anni, der irgendwann im November 2009 auf die Welt kam (ich habe das Datum inzwischen vergessen, habe das Kind ja auch noch nie sehen dürfen), war schon einige Wochen alt, als ich auf dem Jappy-Profil meines Ex-Mannes einen virtuellen Schnuller als Geschenk von Freunden mit einem Text entdeckte, der darauf schließen ließ, dass er Opa geworden sei.
Anni, Dackelhündin Luna noch gesund und mein Ex Hansi

Mein Ex war inzwischen nicht mehr mit Katrin zusammen, sondern hatte sich in eine Babs aus Berlin verliebt, die auch gerade Oma geworden war. Die kleine Tochter ihrer Tochter und mein Enkel Jarvin sind ungefähr gleich alt. Auf diese dumme Tour erfuhr ich aber dann von Vanessa, Esther und auch Marius, von dem ich nun am ehesten angenommen hätte, er wäre womöglich Vater geworden, von welcher Frau auch immer, dass sie mir nicht sagen dürften, wer mich zur Oma gemacht hätte. Manuel war laufend zu Besuch da gewesen, aber immer ohne seine Frau. Meine Fragen, ob wir mal mit Oma zu Besuch kommen könnten, wimmelte er monatelang immer ab. Jetzt wurde mir auch klar wieso. Als wir telefonierten, gab es einen schlimmen Streit. Er behauptete, sie hätten ja überlegt, mich mal mit dem Kleinen zu Weihnachten zu besuchen, ganz gönnerhaft. Ja bin ich denn ein Hund? Ich bin die Oma dieses Kindes, von dem man mir die gesamte Schwangerschaft seiner Mutter über, die immerhin 9 Monate gedauert hat und nicht einmal bei seiner Geburt auch nur ein Wort gesagt hat, und hätte ich nicht zufällig diesen Schnuller entdeckt, auch wenn der gar nicht für Jarvin gedacht gewesen ist, wäre ich nie darüber gefallen.
Klinikfoto von Jarvin, geb. 13.11.09

Tja … Manuel erzählte mir, ich hätte ja erzählen können, dass ich von Anni und ihm Oma würde und Anni hätte Angst um ihren Arbeitsplatz gehabt, wenn jemand von der Schwangerschaft erfahren würde. Was für ein Quatsch. Sie hat jahrelang in diesem Betrieb gearbeitet und es gibt in Deutschland Mutterschutz. Ein noch fadenscheinigeres Argument hätte sich mein Sohn wirklich nicht mehr einfallen lassen können. Ich fand ein Foto des Kleinen auf der Homepage der Klinik, wo er auf die Welt gekommen ist. Ein süßer Kerl, der mich vermutlich nie kennenlernen wird. So grausam können Kinder sein.

Aber es geht noch grausamer.

Im September 2010 brach meine Mutter sich auf dem Flur ein Bein. Es war ein glatter Bruch und ich erlebte dabei leider den Pflegenotstand in Deutschland am Fall meiner Mutter so hart mit, wie man sich das nur vorstellen kann. Natürlich habe ich alle meine Kinder informiert, dass ihre Oma mit einem gebrochenen Bein im Preetzer Krankenhaus liegt. Zu Hause besuchen kommen, das taten meine Töchter ja nun beide nicht mehr, Manuel kam nur ohne seinen Sohn und Marius selten, aber der immerhin ohne feindselig zu sein. Ich musste sie ins Krankenhaus bringen und hinterließ als wichtig, dass man sie nicht mit Entwässerungsmitteln und anderen giftigen Medikamenten behandeln solle und dass sie so dement sei, dass sie unbedingt Aufsicht brauchen würde, damit sie nicht auf die Idee käme, nach der Operation aufzustehen, weil sie zur Toilette müsste. Eigentlich sollte sie nach einigen Tagen wieder nach Hause kommen, aber es glückte nicht, dass sie mit Hilfe der Krankengymnasten in der Klinik am Gehwagen laufen lernte.
Meine Mutter vor dem Sturz hier in der Glinkdskoppel in der Küche

Ich wurde in der Klinik überredet, meine Mutter zum Aufbauen in die Reha-Klinik Middelburg zu lassen. Dort seien Experten, die sie beturnen und ihr helfen würden. Ich hätte dazu nicht ja sagen sollen. Middelburg war weit weg von uns, über 80 km mit dem Auto. Nun ist es in Deutschland so, dass man Pflegegeld nur im ersten Monat weiter bekommt, aber dann nicht mehr, wenn die Pflegeperson in einer Klinik ist und die Pflege die Klinik macht. Wie also sollten Jürgen und ich es bezahlen, täglich mehrmals wie in Preetz noch möglich, zu meiner Mutter nach Middelburg zu fahren? Es ging nicht. Wir konnten nur jeden 2. Tag einmal kommen und uns um sie kümmern. Ich telefonierte mit allen Kindern, aber keins war auch nur einmal bei meiner Mutter in Middelburg, um uns zu unterstützen. Mama verfiel zusehens. Dann erzählte mir eine der nicht ganz so dementen Omis, dass sie laufend nachts um Hilfe schreien würde, sie könne deshalb kein Auge zutun. Ich wurde hellhörig und setzte mich mit dem Chefarzt der Reha-Klinik Middelburg in Verbindung. Ich sagte, er soll meine Mutter nach Hause bringen, so könne sie nicht gesund werden, ich würde hier zu Hause die Krankengynmastik selbst für sie arrangieren. Die Auskunft, die ich von diesem Arzt am nächsten Tag bekam, war niederschmetternd, obwohl es noch nicht alles war, was man meiner Mutter im Krankenhaus angetan hat, sondern nur der Anfang. Aus dem glatten Bruch war ein Trümmerbruch geworden. Es muss sie jemand fallen lassen haben oder aus dem Bett fallen lassen. Wo, wann, ließ sich nie ermitteln. Es kann in Preetz und auch in Middelburg passiert sein. Ich gehe aber davon aus, dass es wahrscheinlich schon in Preetz passiert ist, denn sie war ja schon dort nicht in der Lage, nach der OP zu stehen und zu gehen und kam aus diesem Grund zur Weiterbehandlung nach Mittelburg.
Mama, Boomer, Chérie und ich vor dem Sturn am Postsee

Also kam Mama zurück. Für die 2. OP schenkte ich ihr einen kleinen Glücksbringer, ein Glücksschweinchen, der später noch eine Rolle spielen soll, eine symbolische. Mama überlebte diese zweite OP nur knapp, war eine Weile in der Intensivstation, aber sie überlebte. Als sie nach Hause kam, erwartete mich ein weiterer Schock. Ich hatte darum gebeten, den Katheter aus ihrer Blase entfernen zu lassen. Außerdem hatte ich angegeben, dass ich jetzt Hafemann heißen würde und wer die neue Hausärztin in Preetz wäre, die meine Mutter jetzt behandeln würde. Als der Krankenwagen kam, wunderte ich mich, wo die Träger denn bleiben würden. Die klingelten oben im Haus bei einer Frau Braasch, die dort wohnt und zufällig den gleichen Namen hat wie mein früherer Ehename. Ich heiße ja aber seit meiner Scheidung wieder Hafemann. Die Unterlagen waren auf den ehemaligen Hausarzt meiner Mutter aus Kirchbarkau ausgestellt, der längst Rentner war, nicht auf ihre neue Hausärztin. Und sie hatten sie mit einem regelrechten Medimamentencocktail gefüttert und ihre vormals schon schlechten Leberwerte waren noch schlechter geworden, neu dazu gekommen waren nun auch noch schlechte Nierenwerte. Ganz toll. Unter den Medikamenten waren auch zwei hammerharte und süchtig machende Psychopharmaka zum Ruhigstellen gewesen. Ich erfuhr später von einer Nachbarin, die in einem Pflegeheim arbeitet, dass solche Medikamente in unseren Pflegeheimen für demente unruhige alte Menschen, da man keine Zeit für die Leute hätte, an der Tagesordnung seien. So stellt man sie ruhig, damit sie nicht ständig schreien und brüllen. Na klasse.
Mama viele Monate nach dem Sturz beim Laufenlernen

Ich stellte dann fest, dass meine Mutter eine total vereiterte Blase hatte und unter einer tierischen Verstopfung litt. Die Verstopfung wird von den Psychopharmaka gekommen sein, ich habe das als Nebenwirkung nachgelesen. Die Verstopfung ließ sich relativ leicht beseitigen, die Blasenentzündung zwar auch, aber nicht die Krampfblase. Meine Mutter schrie noch monatelang laufend vor Schmerzen, weil sie nicht pischern mochte und den Harn immer so lange zurück hielt wie es irgendwie ging. Die Krankengynmastin erzählte mir, dass sie dieses Problem kennen würde. Viele alte Leute, die man nicht in Windeln wickelt, sondern aus Zeitmangel an einen Katheter anschließt, würden diese schmerzhafte Krampfblase entwickeln und sich deshalb im Alter als Pflegefall furchtbar quälen.
1.4.2011 - Erste Ausfahrt nach Lieferung des Treppensteigers

Es ist entsetzlich, sich das vorzustellen. Warum wickelt man alte Leute, die inkontinent sind, nicht einfach in Windeln? Ich habe das danach doch auch getan. Und warum hindert man denn die Menschen, die ihre Verwandten gern pflegen würden, daran, das auch tun zu können. Will man damit erreichen, dass Renten eingespart werden, denn so werden alte Menschen ja viel früher und unter grässlichen Qualen sterben als es sein müsste, wenn man sie in ihren Familien lassen und die bei der Pflege unterstützen würde.

Mit der Zeit lernte meine Mutter, wieder zur Toilette zu gehen, die Schmerzen beim Wasserlassen ließen nach. Sie lernte auch in der Wohnung am Gehwagen laufen. Jürgen half mir mit Mama, die ja genauso dick wie ich und deshalb sehr schwer war. Im ersten Vierteljahr durfte sie gar nicht aus dem Bett, sich nur zum Essen auf die Bettkante setzen. Sie konnte lediglich aus dem Fenstern ihres Zimmers nach draußen sehen. Die Hausärztin taugte übrigens gar nichts. Sie kam kaum raus und irgendwann am Telefon meinte sie, das würde ja so schlecht bezahlt und da ich keine Medikamente wollte, würde sie so zusetzen. Tolle Zustände. Die Frau mag recht haben, aber was haben wir denn für bescheuerte Gesetze, wenn Ärzte nur dann was an ihrer Arbeit verdienen, wenn sie ungesunde Pillen verschreiben???
Hansi mit Vanessa, Musel, Esther und Manu, Mama vermisste die Familie

Im Frühling bekamen wir einen Treppensteiger, der uns ermöglichte, mit meiner Mutter mit dem Rollstuhl das Haus zu verlassen. Das ist so ein Gerät, den man an den Rollstuhl anschließt und dann die Treppen runter fahren kann. Manuel und Marius kamen noch zu Besuch, Manuel aber immer noch ohne seine Frau und ohne Jarvin. Esther und Vanessa blieben hart. Meine Mutter hat von beiden ihre Urenkel nie mehr zu sehen bekommen, bis sie starb. Ich durfte aber meine Mutter mit beiden telefonieren lassen. Es tat mir weh, kein Kontakt zu Kindern ist besser als so eine Fendseligkeit erleben zu müssen, aber ich wusste, meine Mutter kann nicht mehr lange leben, so schlecht wie es ihr ging, also suchte ich diese Telefonate mit meinen Töchtern, meiner Mutter zuliebe.
Jürgens Tochter mit seinem kleinen Enkel 2011

Im gleichen Frühling meldete sich nach 18 Jahren ohne Kontakt Jürgens Tochter. Sie war mit einem ehemaligen Preetzer verheiratet, hatte einen Sohn, der Gabriel heißt und damals 4 Jahre alt war. Einerseits freute Jürgen sich. Er sagte aber auch, er kennt seine Tochter. Sie sei launisch und schwierig und er sei nicht sicher, ob das wirklich dauerhaft so bleiben würde. Es blieb auch nicht so. Wir waren einmal gemeinsam in einem Zoo, nahmen die drei auch mit nach Bad Segeberg zu den Karl-May-Festspielen, was kurz vor dem plötzlichen Tod meiner Mutter war. Ich kaufte nach Mamas Tod noch ein Weihnachtsgeschenk, das ich später einem anderen Jungen schenkte, denn Anfang Dezember 2011 vergaß Jürgen den Geburtstag seiner Tochter, die uns auch nicht eingeladen hatte, und plötzlich brach sie den Kontakt zu ihm ab. Er war totunglücklich. Sie war nur gekommen, um eine alte Wunde wieder aufzureißen. Sie reagierte auf keine Entschuldigung von Jürgen, dass er doch nur nicht daran gedacht hätte nach so langer Zeit. Später suchte sie den Kontakt zu mir bei Facebook und versuchte, mich gegen ihren eigenen Vater aufzuhetzen. Sie ging dabei so weit, dass ich beschloss, ihr die Wahrheit zu sagen, nämlich dass Jürgen ihre Mutter nur geheiratet hatte, weil er nach 9 Jahren erfahren hatte, sie sei seine Tochter und man hätte sie ihrer Mutter weg genommen und in ein Kinderheim gesteckt. Ohne diese Ehe wäre sie da nicht wieder raus gekommen. Schon mit Ehe wäre es schwierig genug gewesen, sie nach Hause zu holen. Sie wollte mir nicht glauben, dass Jürgen ihr richtiger Vater sei. Ihre Mutter hat ja früher nicht gewollt, dass sie es erfährt. Nun weiß sie es. Wieder gesehen haben wir weder sie noch Jürgens Enkel Gabriel.
Jürgens Schwiegersohn, Tochter, Enkel, Jürgen und Mama

Aber nun zurück zu meiner Mutter. Vanessa habe ich mehrfach mit Mama in der Tierklinik besucht, wo sie arbeitet. Esther habe ich dann auch einfach mit ihr besucht. Wir hatten das Gefühl, es freute sie sogar, dass wir da waren. Sie holte extra ihre beiden Ziegen, um sie uns zu zeigen. Sie erlaubte mir auch, Nixe und Reno und die anderen Pferde zu fotografieren. Nur Raphael war nicht da. Der war gerade auf Klassenfahrt. Sie erzählte aber viel von ihm und auch von dem schlimmen Unfall ihrer Stute Nova, die beim Kennenlernenlaufen einen Sehnenriss davon getragen hatte.

Aber dann wollte ich Esther Fotos von diesem Treffen mailen und bekam die auf eine ganz sonderbare Art und Weise zurück. Ich hatte die Bilder an die Mail-Adresse der Homepage von Esthers Reitschule geschickt. Stunden später kam eine nach einer Rück-mail mit Fehlermeldung aussehende mail zurück, aber die war nicht echt, was ich daran sah, dass mein Name zum Teil mit f und auch mit v geschrieben war. Also Hafemann, aber auch ab und zu Havemann. Das macht kein Computerprogramm, das schickt logischerweise eine mail, wenn das Postfach voll ist, dahin zurück, wo die mail auch her gekommen ist und schreibt nicht den Namen falsch.
Meine Mutter bei Vanessa in der Tierklinik, wo sie arbeitet

Die mail kam auch nicht von Esthers Homepage zurück, sondern von einem Verlag Ihres Mannes und eines Professors, mit dem er gemeinsam Bücher über Kieler Stadtteile vertreibt. Und dann sah ich dort auf dieser Homepage dieses Verlages, wer sich um diesen Verlag kümmert, und das war die Ex meines Kleinen Imke.

Ich war so verdattert, dass ich mich dabei vertan habe, diese mail an meinen Mann Jürgen weiterzuleiten, dem ich sagen wollte, er soll nichts davon meinem Jüngsten sagen, den wir am kommenden Tag zum Essen erwarteten und aus Kiel abholen wollten. Ich schickte die mail, die eigentlich mein Mann bekommen sollte, leider als Antwort an diesen Verlag zurück.
Jürgen, Mama und Esther bei meinem Versuch, alles ins Lot zu bringen

Später rief mich Esther an, ich solle ihr nie wieder Fotos schicken. Offensichtlich hatte sie großen Ärger bekommen als raus kam, dass sie mit ihrer Mutter und Oma geredet und den Besuch geduldet hat. Mein Kleiner kam am nächsten Tag nicht mit zum Essen, sondern maulte eine ganze Weile mit uns, denn dass ich nicht wollte, dass er erfährt, was wir gerade über Imke erfahren haben, hat ihn wütend auf mich gemacht. Es war sofort bei ihm angekommen, dass ich das raus bekommen hatte und schlagartig begriffen, über wen die Person, die uns das alles eingebrockt hat, vermutlich Zugang zu allen Daten auf unserem früheren Familienserver gehabt hat, nämlich über seine Ex-Freundin. Denn dieser Verlag ist sicherlich damals auf dem gleichen Server gewesen, was ich nie geahnt habe.
Esther und Jumper
Nova, von deren Unfall mir Esther an dem Tag erzählte
Esther erzählte Geschichten von ihren Ziegen und holte sie extra, um sie uns zu zeigen

Ich habe damals auch immer meine eigene Homepage auf diesem Server bearbeiten können. Mein Sohn hat nur immer gesagt, Mama geh nie woanders rein, Du könntest die Seiten der anderen aus Versehen ruinieren. Ich bin auch nie woanders rein gegangen außer auf meine eigene Homepage, als ich noch auf diesem Familienserver war. Aber jeder hätte es gekonnt, ich ja auch bei den anderen Seiten. Ich hatte ja Master-Rechte. Wer sonst noch Master-Rechte hatte, weiß ich nicht. Aber jeder, der sie hatte, hätte besagte Morddrohungen an die Ex meines Ex schicken, meine intimen Texte aus meinem Forum in die Öffentlichkeit schieben und auch verändern können und vieles mehr und ebenfalls in unserem e-mail-Account sehen, was für ein Passwort Jürgen bei Clipfish hatte, um dort als Kommentar zu schreiben, er würde Nixe, Reno, Chiwa und Prima wieder bei Esther wegholen wollen, was sie ja damals so wütend gemacht hat, dass alle diese Dinge passiert sind.
Der letzte Tag, an dem ich Nixe streicheln konnte

Tja … ich habe begriffen, was passiert ist und wie ungefähr es passiert ist. Wer genau mein wirklicher Feind in dieser Familie war, das weiß ich immer noch nicht und werde es auch nie wissen. Aber jeder der Mitläufer aus meiner Familie hat sich vor den Karren eines Sadisten spannen lassen und rennt in seinem Auftrag, nur unser Kleiner ist noch resistent dagegen. Wie lange noch, das weiß ich nicht, denn diese Rolle wird er auch nicht unbegrenzt durchhalten, kann er gar nicht. Mobbing zieht irgendwann alle rein, auch die, die sich anfänglich noch wehren.

Das alles passierte im Mai. Meine Mutter hatte noch einen schönen Sommer, aber einen zweiten Besuch bei Esther konnte es so nicht mehr für sie geben, wie ich gehofft hatte oder sogar eine Entspannung zwischen mir und meiner jüngsten Tochter.
Jürgen und Reno, als wir ihn, Nixe, Esther und alle Pferde zum letzten Mal besuchten

Ende Juli besuchte uns Manuel, als meine Mutter Geburstag hatte. Er erzählte uns, dass er sich selbständig gemacht hätte, seinen Traum verwirklicht, eine eigene Oldtimer-Werkstatt bei sich zu Hause zu haben und davon auch zu leben. Er hätte nicht gewollt, dass seine Frau wieder arbeiten geht und den kleinen Jarvin zu lange alleine ließe. Das klang alles sehr positiv. Ich fand die Idee gut. Manuel sagte, er würde einige Tage mit der Familie nach Dänemark fahren wollen, wäre an seinem Geburtstag nicht zu Hause, denn natürlich habe ich wieder versucht, ob wir ihn nicht einmal besuchen kommen könnten. Er brachte auch Fotos von Jarvin mit, der inzwischen zwei total niedliche Zähne bekommen hatte. Tja, unter anderem dachte ich, dass es Manuel und Anni finanziell gut ginge und sie keine Sorgen hätten. Dass ich das dachte, ist wichtig, denn unter diesem Aspekt, habe ich ihn einige Wochen später um Hilfe gebeten und ging auch davon aus, dass er mir helfen könnte. Erst später erzählte mir mein Jüngster, dass Manuel sich erst selbstständig gemacht hat, nachdem er über ein Jahr arbeitslos gewesen ist. Es wäre möglich, dass seine spätere Reaktion auf eine Hilfebitte an ihn nur so krass ausgefallen ist, weil er nicht zugeben konnte, dass er mir gar nicht helfen konnte, weil er selbst auch zu wenig Geld hatte. Das hätte ich erstens verstanden und dann auch ganz anders gefragt, wenn ich es auch nur geahnt hätte.
Manu und Mama bei seinem letzten Besuch

Etwas später fuhren wir noch mit meiner Mutter und Jürgens Tochter, Schwiegersohn und Enkel nach Bad Sebegerg und nahmen Mama dort auch mit. Sie konnte sich an zwei Dinge noch tagelang gut erinnern, und das war der Besuch von Manuel und die Fahrt mit dem Rollstuhl mit ihm am Postsee entlang, aber auch wie der Weißkopfseeadler in Bad Segeberg über ihren Kopf geflogen war, weil sie der große Adler so nah so beeindruckt hatte.

Tja, und dann kam das Ende von Mamas Leben. Ich weiß noch genau, dass sie sagte, es würde ihr letzter Sommer werden, als wir die erste Ausfahrt mit dem Rollstuhl im Frühling 2011 mit ihr machten. Und ich sagte, ach Mama, es kommen noch viele Sommer, aber sie sagte, nein, dieser hier wäre der letzte, sie würde keinen weiteren Sommer mehr erleben. Es war wirklich so. Kurz vorher fiel mir Mamas Glücksschweinchen aus Versehen von der Fensterbank in ihrem Zimmer, wo es einen Platz hatte, an dem sie es immer sehen konnte. Ich bekam einen großen Schreck und sagte zu Jürgen, oh Gott, hoffentlich ist das kein böses Omen, dass mir das Glücksschweinchen zerbrochen ist. Aber es war ein böses Omen. Mein Bauch hatte recht wie so oft, wenn er mir etwas mitteilte. Als der Sommer vorbei war, bekam meine Mutter in meinen Augen eine Magengrippe. Sie fing an, sich zu übergeben. Es wurde einfach nicht besser und war Ende September. Ich war pleite, hatte weder genug Geld für die Praxisgebühr noch für viele Liter Milch, Mineralwasser, Toast oder andere Dinge, die gut gegen eine Magengrippe wären. Deshalb rief ich Manuel an, der mir am Telefon wütend erzählte, ich würde ja meine Pferde mit Kiwis füttern und er würde mir nicht helfen. Entsetzt legte ich den Hörer auf. Vanessa war pleite, Marius ebenfalls, weil sein Bafög wiedermal nicht rechtzeitig gekommen war und er sich selbst schon überall Geld geliehen hatte, um überhaupt noch was zu Essen zu haben. Esther war auch pleite. Unsere Freundin Ela konnte uns mit dem letzten Geld, was sie noch hatte, ein bisschen helfen, aber das rettete meiner Mutter nicht mehr das Leben.
Jarvin 2011 - ich habe ihn nie persönlich gesehen

Jürgen war gerade beim Jobcenter, als sie plötzlich begann, wie eine Sirene zu schreien. Ich musste die Klinik anrufen, den Krankenwagen rufen. Es wollte uns keiner einen Tropf nach Hause bringen, damit ich ihr hier helfen könnte. Ich dachte immer noch an eine Magengrippe. Es war aber keine. Es war Nierenversagen. Das war der Anfang vom Ende und ich erlebte mit dem Tod meiner Mutter nicht nur deshalb, sondern auch wegen vieler anderer Dinge die wohl schlimmsten Monate meines bisherigen Lebens. Warum das wo war und wie Jürgen und ich danach ganz allmählich wieder auf die Beine kamen, werde ich Euch im nächsten Teil erzählen.

LG
Renate

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