Mittwoch, 13. Juli 2016

Wir genießen diesen Sommer

In unserem Alter sollte man jeden schönen Tag nutzen

 Eindrücke dieses Sommers. Ich muss sagen, dass ich mich momentan relativ ruhig fühle, auch wenn das Jahr 2016 schlimmer nicht hätte anfangen können und unser Leben auch aktuell nun nicht vollkommen unproblematisch ist. Aber es sind eher Problemchen, die wir zu bewältigen haben. Daran sind Jürgen und ich gewöhnt.Wer seit Jahren in Hartz-IV-Deutschland als Aufstocker lebt, der kriegt ein relativ dickes Fell und wird erst unruhig, wenn Probleme lebensbedrohliche Ausmaße annehmen, vorher eigentlich nicht.

 Die eine Freundin von uns, die monatelang keine neue Wohnung für ihre Familie finden konnte .. ich glaube, ich habe das irgendwo im Bereich unserer Blogs erwähnt, vermutlich im Armutsblog .. hat kürzlich auch eine neue Bleibe für ihre Familie finden können. Sie ziehen nach Plön. Am Samstag nehmen wir uns die Zeit, ihnen schonmal den Tapeziertisch und so weiter rüberzufahren. Sie war mit den Nerven fertig, denn inzwischen hatte der alte Vermieter begonnen, wirklich ganz fies Druck zu machen .. klar, der wird renovieren und danach wie viele Vermieter heute dann viel teurer vermieten wollen.

 Jetzt klingt sie am Telefon wieder entspannt, obwohl ihr der Umzugsstress bevorsteht ... aber sie weiß nun, dass ihre Familie nicht obdachlos wird. Das reicht vielen Menschen heute ja aus. Mehr als einfach so zu leben, dass das Überleben sicher ist, reicht heute vielen Menschen doch schon aus, um glücklich zu sein.

Bei uns ist das ähnlich. Aber unsere Tiere gehören für Jürgen und mich eben auch noch dazu. Auch sie müssen sicher sein, damit wir uns wohl fühlen.

 Als ich Geburtstag hatte, haben mir unendlich viele Menschen Glück gewünscht und Besuch hatten wir auch.

Nur von meinen Kindern hat keins auch nur daran gedacht. Sie haben ihre Mama einfach vergessen, auch die, die eigentlich mit mir reden und mich schon gelegentlich besuchen kommen. Ich bin für sie nicht mehr wichtig. Ich muss das akzeptieren und mir sagen, es sollte mir genügen, wenn es meinen Kindern und Enkeln gut geht. Groß gezogen habe ich sie und dafür gesorgt, dass sie überlebensfähig geworden sind.

 Wer an Grüße zu meinem Geburtstag gedacht hat, war mein Ex-Mann.

Tja ... links Jürgen, mein 2. Mann und immer wieder ein Clown wie auf diesem Foto. Er bringt mich so oft zum Lachen und ist der Sonnenschein in meinem Leben.

Mein Ex war schwieriger. Ob es mir deshalb nicht gelungen ist, für meine Kinder wichtig zu sein, ich weiß es nicht. Mein Ex hatte eine schlimme Kindheit und Jugend zu Hause. Er kann nichts dafür, dass ihn das seelisch kaputt gemacht hat.

 Bei mir war das ganz anders. Ich bin sehr behütet aufgewachsen. Ich wurde nie mißhandelt und eher zu viel als zu wenig geliebt, als ich ein Kind war.

Es lag weder in meiner noch in der Natur meiner Mutter, den Vater meiner Kinder mir nichts, Dir nichts im Stich zu lassen. Für die Kinder waren die vielen Probleme nicht einfach, die es deshalb gab. Es war sicher für sie auch nicht einfach, dass ich aus diesem Grund viel zu viel habe arbeiten müssen und so viel zu wenig Zeit für sie hatte. Zum Ausgleich habe ich immer versucht, sie zu verwöhnen. Das hat aber sicher nicht gereicht.

 Als mein Ex und ich soweit waren, dass er begann zu begreifen, er muss etwas ändern, tauchten dann die Kinder-Partner und Kinder-Partnerinnen auf.

Die Probleme, die so in unserer Familie entstanden, waren so groß, dass das dann doch zu viel für meinen Ex-Mann war. Jetzt hätte ich seine Hilfe gebraucht, aber dazu war er wohl zu schwach.

Vermutlich hat er mich dennoch zeitlebens mehr geliebt als es unsere gemeinsamen Kinder taten, warum auch immer.

 Mit meinem Geburtstag kam auch das Problem auf mich zu, dass das Jobcenter mich nun in Frührente zwingen will. Die Sachbearbeiter dort können nichts dafür. Die machen nur ihre Arbeit. Tausende von Aufstockern oder reinen Hartz-IV-Empfängern erleben laufend in Deutschland genau das gleiche wie ich. In den Nachrichten höre ich ständig neue Berichte darüber, dass sie gerade wegen einer Rentenreform diskutieren. Vielleicht wird es positiv, ich weiß es nicht. Ich habe einfach Klage eingereicht, um ein wenig Zeit rauszuschinden. 2017 soll sich vieles ändern.

 Es soll alles mögliche in Bezug auf die Renten neu kommen, auch die Regelsätze müssen auf die neuen Statistiken angepasst werden, was genau genommen schon hätte 2016 passieren müssen, denn die Zahlen dazu stammen ja nun schon wieder sowieso aus 2013.

Aktuell basieren ja unsere Regelsätze noch auf den alten Zahlen von 2008, liegen also 8 Jahre hinter der Zeit zurück .. es ist kein Wunder, dass man so rechnen muss in diesem Land.

 Dennoch genießen wir den Sommer. Das Wetter ist oft durchwachsen und war nur sehr heiß, als wir gerade noch kein Auto hatten und deshalb das Versorgen unserer Pferde sehr anstrengend wurde.

Damals meinte irgendein Mann, den wir bei Lidl trafen, diese heißen Tagen wären sicher der Sommer 2016.

Er hatte wohl recht. Es regnet jetzt oft und ist ziemlich kühl. Mich stört das aber gar nicht sehr, denn ich vertrage Hitze eher schlecht.

 Als ich diese Fotos machte, schien zum Beispiel die Sonne bei den Pferden. Das tut sie auch oft.

Jeden Tag sieht der Himmel anders aus, oft richtig malerisch. Wenn ich über die Ebene hinter unsererWeide schaue, komme ich immer wieder ins Schwärmen. Jürgen und ich sind sehr glücklich, dieses Fleckchen Erde gefunden zu haben. Wir sind nervlich wieder runter gekommen. Und unser neues Auto genießen wir auch, denn diese Bequemlichkeit ist schon eine tolle Sache.

 Links unser Hund angestrahlt von der untergehenden Abendsonne. Auch er fühlt sich wohl, wenn wir bei unseren Pferden rumwurseln. Alles weitere wird sich im Laufes des Jahres regeln lassen, da bin ich mir ganz sicher.

Wunderschön ist es, wenn fast täglich irgendwo neue Blumen blühen. Wenn man wie ich über 60 ist, genießt man jeden Tag seines Lebens. Selbst Menschen, die prominent sind und sicherlich weniger ernsthafte Sorgen hatten als wir sie oft haben, sind oft gestorben, obwohl sie kaum älter oder sogar jünger waren als ich es bin.

 Mit ist bewusst, dass in unserem Alter jeder Tag plötzlich der letzte sein kann. Deshalb denke ich, man sollte jeden Tag, sogar jede Stunde und jeden schönen Augenblick wie zum Beispiel die rote Sonne oben über unserer Weide einfach annehmen und genießen. Das Leben ist zu kurz, um das nicht zu tun.

 Am Samstag werde ich uns wieder ein Picknick mitnehmen. Da soll es den ganzen Tag über trocken bleiben und wir haben vor, wieder mit Chiwa und Prima im Round Pen ein wenig zu üben.

Momentan ist das Benzin zu knapp und ich muss noch die Telefonrechnung überweisen. Aber in der übernächsten Woche haben wir auch vor, einmal mit Boomer baden zu fahren. Wir waren schon jahrelang nicht mehr unten am Lanker See auf dieser einsamen Wiese, wo er immer so gern seine Stöckchen aus dem Wasser holt. Ich werde da dann natürlich Bilder für Euch machen.

 Die Hortensien beginnen jetzt auch, in den Gärten zu blühen.

Meine Großmutter liebte diese Blumen. Sie hat uns schon 1972 verlassen. Lange ist das her.

Mit dem Foto von Jürgen und unserer alten Blanka schließe ich dann mal diesen kleinen Bericht aus unserem Leben.

An einem Tag unlängst ging es Blanka gar nicht gut. Jürgen und ich waren da unsicher, ob sie sich nun auf den Weg zu den Sternen machen würde, dann sie hat den ganzen Tag so gut wie nichts mehr gefressen und nur noch geschlafen.

Aber am kommenden Morgen war sie wieder wie immer und verlangte lautstark nach ihrem Frühstück. Inzwischen hat sie sich vollkommen erholt.

Auch Blanka genießt ihr Leben, obwohl sie alt ist. Das ist auch gut so.

Das Leben ist auch schön, wenn nicht alles perfekt ist.

Man muss nur die Augen aufmachen, dann findet man an jedem Tag irgendwo etwas, worüber man sich freuen und das Leben genießen kann.

Nachti, ich koche jetzt Tee und dann gehen wir schlafen.

LG
Renate

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