... wenn der andere auch noch da ist, wenn es einem schlecht geht
Ich wäre so gerne ein bisschen gesünder.
Ich wäre so gerne ein bisschen schneller.
Ich wäre so gerne nicht so schnell außer Atem und würde mir wieder ein bisschen von der Kraft zurückwünschen, die ich mal hatte.
Ich würde mir so gerne die Gedanken aus dem Kopf schlagen können, dass ich vermutlich nicht mehr lange zu leben habe.
Ich würde so gerne noch viele Jahre mit meinem Mann zusammenleben.
Als meine Mama im Sterben lag, hat sie zu mir gesagt, sie wäre froh, dass ich den Jürgen habe, denn sie müsste nun gehen und wäre sicher, er wäre jetzt für mich da. Sie könnte also in Frieden gehen.
Aber wer ist für den Jürgen da, wenn ich nicht mehr da bin?
Schon jetzt ist nichts mehr übrig von der lebendigen Frau, die er 2007 kennengelernt hat .. die gesund und munter war und ihm eine schöne Zeit bieten konnte.
Wie gerne würde ich das heute noch immer tun.
Ich kann nur eins tun.
Ich kann mal erzählen, was Liebe ist.
Liebe ist, auch dann nicht wegzulaufen, wenn der andere statt Leidenschaft sanfte Fürsorge braucht, denn das Liebe das sein kann, das zeigt mir mein Mann gerade.
Hier auf den Fotos schleichen wir zwei wie immer ganz langsam zum Einkaufen.
Ja .. ich weiß nicht genau, ob der Jürgen das so auf die Reihe kriegen kann, wie man einkauft, um alles dabei zu haben, das gesund ist, dass man damit abwechslungreich und gesund kochen kann und es trotzdem in unser Hartz-IV-Budget passt.
Aber ich vermute, früher oder später wird er auch das lernen müssen, weil ich nichtmal mehr den Weg bis zum Kaufmann schaffe, nichtmal im Schneckentempo.
Gestern bin ich zu Hause geblieben und Jürgen war mal alleine mit dem Pepe auf der großen Wiese, wo man ihn lose laufen lassen kann.
Er war so schnell wieder da ... mit mir wäre das gar nicht mehr gegangen, obwohl ich voriges Jahr noch mit war und das auch geschafft habe.
Es geht bergab .. und so schnell. Es macht mir solche Angst.
Ab und zu an meinen Mann und den Hund zu denken, gehört halt auch dazu ... der Pepe und auch der Jürgen müssen sich auch mal schnell bewegen können, damit sie nicht auch noch einrosten.
Heute war ich wieder mit .. wie immer viel zu kurz. Ich habe es nichtmal bis zum Postsee ans Wasser geschafft, obwohl ich das eigentlich vorhatte ... aber dann kam ein Hustenanfall, so heftig, dass mir davon die letzte Kraft ausging und ich mich hab an Jürgen festklammern müssen, damit ich nicht auf den Boden stürze.
Wir haben jetzt was entdeckt, das mir hilft, abends eher schlafen zu können, weil es meine Probleme beim Liegen lindert.
Sonst habe ich mich oft die ganze Nacht gequält und versucht, ohne husten zu schlafen und es ging nicht, weil die Hustenkrämpfe mich einfach nicht zur Ruhe kommen ließen und die Atemnot im Liegen, obwohl ich ja schon das Kopfteil hoch habe, halt auch nicht.
Wenn wir nun zu Bett gehen, massiert der Jürgen immer meine Beine, damit das Wasser besser rauskommt, die Durchblutung leichter zugange kommt als wenn ich nur liege .. da geht das zu langsam und das Herz schafft das kaum noch ohne Hilfe.
Ich nenne meinen Mann jetzt meinen kleinen Physiotherapeuten, weil er das so gut macht. Es beruhigt und hilft gegen die Hustenkrämpfe beim Einschlafen und auch gegen diese quälende Atemnot im Liegen.
Ja ich koche immer noch. Aber oft brauche ich auch in der Küche jetzt Hilfe.
Sobald mein Mann mich da röcheln und husten hört, kommt er rüber .. packt mit an, hilft mit.
Er kennt sich mit vielem nun schon recht gut aus beim Essenkochen, weil er mir so oft assistiert die letzte Zeit.
Tja ... Fürsorge nennt man das wohl.
Es ist schön, dass ich einen Mann habe, der mir Fürsorge zukommen lässt, der trotzdem da ist, obwohl ich so ein Wrack geworden bin.
Ja dieser Mann liebt mich wirklich, auch als sterbendes Wrack.
Wie gerne hätte ich es, dass es anders wäre.
Ich würde so gerne noch ganz viele Jahre mit diesem Mann verbringen, weil ich endlich einen gefunden habe, von dem ich sagen kann, ja der liebt mich tatsächlich.
LG
Renate
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