Mittwoch, 23. Oktober 2019

Waren Dich gestern wieder besuchen, Mami

Erstmal nur Laub wegharken

 Bei Edeka hatten sie schon die ersten Grabgestecke und Tannengrün, als wir das letzte Mal einkaufen waren.

Noch finde ich das aber ein bisschen früh.

 Wir wollten sowieso mal wieder zu Dir auf den Friedhof, hatten es eigentlich schon ein paar Tage vor, sind dann gestern mal bei Dir schauen gewesen.

 Es lag gar nicht allzuviel Laub auf Deinem Grab, nur sehr wenig. Noch streuen die Bäume in der Ecke bei Euch nämlich noch gar nicht sehr, sind noch recht grün viele.

14 Tage sollten wir uns ruhig noch Zeit lassen mit dem Stecken, sonst fallen nur wieder massenhaft Blätter drauf, muss ja nicht sein, denn es sieht ja noch gut aus und bis zum Totensonntag ist es noch lange hin.

Hier warteten wir gestern gerade auf den Bus, denn bis zu Dir ist inzwischen für mich die Busfahrt doch besser.

 Der Rest an Wegstrecke vom Bahnhof über den alten Friedhof ist noch weit genug.

 Unser Pepe im Bus bei Jürgen auf dem Schoß.

Es ist schön, dass Pepe das Busfahren verträgt.

 Da waren wir dann auf dem Bahnhof angekommen und es ging zu Fuß weiter.

 Viel von der Familie kann ich Dir nicht erzählen.

Esther macht meine Grußkarten auf, scheint sie zu lesen, aber mehr ist das da auch nicht. Ich vermute, wenn ich sie wieder mal anrufe, würde sie auch mit mir telefonieren, aber will das auch nicht übertreiben.

Wenn die Kinder wirklich wieder einen engen Kontakt mit mir haben wollen würden, sie wissen sicherlich alle, dass ich dazu nicht nein sagen würde.

Und wenn sie es nicht wollen, werde ich weder eines zwingen noch hinterherbetteln. Das hätte außerdem sowieso keinen Sinn.

 Mit Pepe waren wir neulich bei Frau Dr. Krefft, ihn erstmal vorstellen, seinen Chip auslesen, Krallen schneiden. Er war artig. Ist bisschen zu dick, aber sonst alles okay.

 Sein früheres Frauchen hat mir nicht mehr geantwortet, seit ich irgendwann im letzten August-Drittel den Rest für Pepe bezahlt habe. Sie fragte, ob ich das überweisen kann. Habe ich dann gemacht.

Als ich sie dann gebeten habe, mir doch zu schreiben, ob das Geld auch gut angekommen ist .. weil heute ja die Kontonummern so ellenlang sind und ein Zahlendreher da leicht zu .. es kam seit da keine Antwort mehr.

 Ob Pepe nun rasserein ist oder nicht, ist uns ja eigentlich egal .. aber seinen alten Impfausweis zu haben, wäre ganz gut ..so müssten wir ihn nochmal komplett durchimpfen lassen .. wenn man wüsste, was alles schon erledigt ist, vielleicht ja nicht oder weniger.

Na ja .. aber sie antwortet nicht, auch nicht auf meine E-mail, ob sie den Impfausweis denn inzwischen gefunden hätte .. nichtmal, sie hätte noch keine Zeit gehabt, aber denkt dran oder sowas.

 Na ja .. Pepe hat jetzt uns und wir haben ihn lieb.

Wir waren heute wieder mit ihm auf einer Wiese, wo wir ihn frei ohne Leine laufen lassen können .. schon zum 2. Mal .. das mag er.

Und da kann auch nichts passieren, weil da keine anderen Hunde rumlaufen und es weit weg von der Straße ist.

 Eigentlich wollte ich Pepe gern Vanessa auch zeigen, habe extra angerufen und mit ihr einen Termin gemacht, wo sie sagte, sie wäre auch in der Praxis.

Sie erzählte, sie hätte Urlaub.

Aber sie war dann doch nicht da.

Ob das Absicht war von ihr, um mich nicht treffen zu müssen oder Zufall .. nun ich werde das nicht erfahren .. werde auch nicht dran sterben, aber schade ist es schon.

 Es ist auch schade, von der eigenen Tochter zu denken, dass sie vielleicht extra ihre Dienstzeit so gelegt hat, ihre Mama doch nicht zu treffen, obwohl sowas ja nun wirklich eine neutrale Ecke ist.



 Manchmal denke ich, ob der Jürgen nicht recht hat mit der Aussage, sollten wir beide uns in einem nächsten Universum im Multiversum nochmal begegnen, ob wir nicht gemeinsame und andere Kinder haben sollten und nicht diese nochmal mit dann wieder unseren Ex-Partnern, die es ja dort sicher auch geben wird .. solche Gedanken sind nicht nett, aber sie kommen einem eben, wenn man seine Kinder geliebt hat, sie  viele Jahre als Lebensinhalt gesehen hat und dann erleben muss, dass die Kinder einen gar nicht zurückgeliebt haben, sondern einen nur noch loswerden möchten. Sowas zu denken, ist nicht schön, aber sowas im Alter zu erleben, ist genauso wenig schön.

 Marius und seine Frau, die wir nun ja gar nicht erst kennenlernen durften, scheinen mit Begeisterung in einem Chor zu singen.

Der hat jetzt einen neuen Namen, aber der Chorleiter ist noch der von früher wie der im alten Chor, wo die zwei auch schon mit Feuereifer dabei waren.

Nun sollen sie es genießen.

Warum wir nichts davon wissen sollten .. nun ja .. ich verstehe es nicht, aber muss ja auch nicht alles verstehen.

 Hier im Haus gibt es eine sehr alte Frau. Als wir sie kennenlernten, war ihre Familie noch intakt. Die bestand aus ihrer damals geschiedenen Tochter und ihrem Enkel von dieser Tochter. Alle kümmerten sich umeinander.

Dann verliebte sich der Junge und seine Freundin lehnte beide ab, die Mutter und auch die Oma. Und er ließ sich verhetzen. Man hat gemerkt, dass er dabei immer ein schlechtes Gewissen gehabt hat.

 Diese Freundin hat ein Kind von ihm bekommen, ein Mädchen.

Klar hängt er an dem Kind.

Sie hat immer wieder mit ihm gespielt, mal Schluss gemacht, wieder vertragen, rumgemault und hin und her. Der arme Junge.

 Einen Tag nach der Beerdigung seiner Mutter kam seine kleine Tochter auf die Welt.

Tja ...irgendwann war es aus und er kam seine Oma wieder besuchen, sogar mit dem Baby.

Offensichtlich hatte er auch ohne Ehe schon ein Umgangsrecht bekommen.

 Und dann war er plötzlich verschwunden.

Die Oma ließ ihn von der Polizei suchen, weil sie ihn auch am Telefon nicht mehr erreichte. Die fanden ihn auch, im Koma liegend im Krankenhaus. Schlimm dran, auf Leben und Tod.

Die arme alte Frau hat solche Angst, ihren Enkel nun auch noch zu verlieren, was ich gut verstehen kann. Und überhaupt, ich glaube, der Junge dürfte noch keine 30 Jahre alt sein. Oder höchstens knapp über 30.

 Ihre Tochter war ja geschieden. Sie hat nun Kontakt zu seinem Vater aufgenommen und sie versuchen gemeinsam, mehr von den Ärzten zu erfahren. Eine schlimme Situation.

Aber sowas passiert leider.

Manche Menschen müssen Dinge erleben, wo man sich fragt, was hat sich Gott eigentlich dabei gedacht?

 Auch ein Freund von uns ist plötzlich einfach verschwunden. Wir fragen uns alle wieso.

Wir lernten ihn bei Facebook deshalb kennen, weil er mit einer anderen Bekannten von uns eine Weile zusammen war. Als die beiden sich trennten, blieb er in unserer Freundesliste.

 Er ist schon lange eigentlich Frührentner, weil er schon sehr jung einen schlimmen Unfall hatte.

Eigentlich sollte er gar nicht viel arbeiten, sondern sich schonen, tut er aber nicht, tat er auch noch nie, seit wir ihn näher kennengelernt haben.

 Na ja ... Jürgen freundete sich damals bei Facebook recht eng mit ihm an und irgendwann kam er uns mit der Tochter einer Ex-Freundin besuchen, die gern auf unserer Chiwa reiten wollte.

 Wir haben uns dann auch mehr als einmal getroffen und die Kleine war häufiger bei uns reiten und wir haben dann immer zusammengesessen, geschnackt, was gegessen, Kaffee getrunken und so weiter. Es waren immer eigentlich nette Stunden mit ihm.

 Als der Ärger bei uns im Stall anfing und wir dringend eine Möglichkeit suchten, um unsere noch lebenden beiden Stuten nach Thunders Tod unterzubringen, war er sehr hilfsbereit, auch wenn die Lösung, wo sie hin konnten, dann doch ich am Ende fand.

Er war genauso hilfsbereit in Bezug auf den Transport dorthin, auch wenn wir auch da schließlich dann auf einen wirklich Verladeprofi zurückgegriffen haben, den uns die damals sehr hilfsbereite Vet-Ärztin empfohlen hat und der auch wirklich gut mit unserer ja sehr schwierigen Prima umgehen konnte, die so ganz leicht zu verladen war.

 Danach sahen wir uns nicht wieder, blieben aber in Kontakt.

Wir selbst hatten ja bald kein Auto mehr und sind deshalb momentan auch nicht wirklich mobil, um nun viel zu unternehmen.

Vor allen Dingen Jürgen schrieb sich viel mit ihm.

 Wir kriegten dabei mit, dass er nicht gesund war, aber eigentlich dafür viel zu viel gearbeitet hat.

Er hatte eine Freundin, aber das hat nicht gehalten und wir hatten den Eindruck, es lag daran, dass auch diese Frau gut gemeint versucht hat, ihn davon zu überzeugen, dass er sich nicht übernehmen sollte.

 Dann plötzlich schrieb er, er hätte die Firma aufgegeben und würde nun nur noch was anderes machen wollen .. so Freizeittouren mit kleinen Mopeds, soweit ich das im Gedächtnis habe .. zeigte uns bei Facebook auch seine neue Homepage dazu.

 Ich würde nicht sagen, dass Jürgen und ich nun unaufmerksam ihm gegenüber gewesen wären, bestimmt nicht.

Es gab auch noch andere Facebook-Freunde, wo ich genau weiß, die hatten ihn gern und haben auf alles reagiert, was er so erzählt hat.

Da gab es sicher auch einige, die er genauso wie Jürgen und mich hätte jederzeit besuchen und sich ausquatschen können bei Sorgen oder auch so schriftlich oder am Telefon.

 Aber das tat er nicht.

Er war einfach plötzlich weg bei Facebook, muss seinen Account still und leise gelöscht haben.

Er hat keinem von uns Tschüß gesagt oder gesagt warum.

 Ich fand ihn schließlich im Internet wieder mit seiner alten Firma .. offensichtlich aber nun ganz alleine ohne seinen Kumpel, denn vorher haben sie das zu zweit gemacht und suchten auch immer noch zusätzliche Fahrer, das weiß ich. Hab zuweilen sogar mitsuchen helfen, aber das ist bei LKW-Fahrern ja heute nicht einfach, die fehlen überall.

Was da passiert sein könnte, wir können da nur raten.

 Wir haben Freunde von uns gefragt, ob die was wissen. Nein keiner .. er hat sich überall einfach so klammheimlich davongeschlichen ohne Tschüß zu sagen.

 Ab November will er mit der alten Firma nun weitermachen .. im kleineren Rahmen als vorher, schreibt er.

Da das so ist, sollte man davon ausgehen, dass er seine E-mails lesen wird.

Jürgen hat ihm eine E-mail geschickt, aber das ist schon viele Stunden her. Eine Antwort kommt leider nicht. Ob noch eine kommt, bezweifle ich inzwischen.

 Ich war vorhin mal suchen, was eigentlich einen krankhaften Workoholic ausmacht.

Weil ich habe den Verdacht, er ist einer und macht sich damit alles kaputt, sein Privatleben und vermutlich selbst das, was ihm am wichtigsten zu sein scheint .. nämlich seine Arbeit, die ihm über alles geht.

Wer sich selbst überschätzt, grault jeden Kollegen raus .. denn die Kunden werden das nicht verstehen. Und wer selbständig sein will, hat nunmal Kundschaft, der es nicht hilft, wenn der einzige Mitarbeiter einer Firma laufend in der Klinik liegt.

 Tja .. Mami ..so ist das halt.

Das Leben geht immer weiter und es passieren gute, aber auch schlechte Dinge.

Jürgen und ich versuchen immer, möglichst die Guten zu sehen und mit den schlechten halt fertigzuwerden.

Was soll man denn sonst tun?

 Und sonst .. nun der Herbst macht zur Zeit alles sehr bunt, wie Du siehst.

Die Fliegenpilze wachsen und andere Pilze auch .. die Blätter werden bunt und fallen auf den Boden.

 Das Wetter ist eigentlich noch recht nett und selbst die Pferde sind auf dem Gnadenhof zur Zeit noch auf der Weide .. aber lange wohl nicht mehr, denn der Winter steht ja vor der Tür.



 Wir waren auch nochmal kurz bei Philipp und Schwiegereltern.

Offenbar sind die Friedhofsgärtner schon dabei, die Daueraufträge zu bearbeiten. Die Sommerblumen waren überall schon raus, aber gesteckt neu war noch nichts.

Vermutlich wohl nächstes Mal, wenn wir kommen.



 Von da sind wir dann gemütlich wieder rüber zum Bahnhof und Busbahnhof.



 Auf dem Hinweg war er nicht da, aber auf dem Rückweg zum Bahnhof haben wir auch noch Kalli mit seinem Taxi getroffen. Der hat momentan, weil Laubharken auf dem Gut und so ja auch noch dazukommen, auch sehr viel zu tun.



 Auch auf dem Weg zum Bahnhof sahen wir die unterschiedlichsten Sorten von Pilzen. Die Pilzsammler haben jetzt ja Hochsaison.

 Nachdem Klöntratsch mit Kalli warteten wir dann erstmal wieder auf den Bus, hatten noch ein Weilchen Zeit.

 Und Pepe fand gleich wieder einen neuen Fan. Flirten kann er ja gut.



 Tja .. zu Hause.

Allzu lange wird es nicht dauern, bis wir wieder bei Dir sind Mami, hab jetzt geschaut, wie wir das am besten machen und weiß, was für ein Gesteck wir ungefähr brauchen werden. Die Heide bleibt bis zu Ostern drin und der Rest wird dann mit Tannenzweigen aufgefüllt.

Deine Renate

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