Sonntag, 23. Februar 2020

Unsere erste Tour durch die Ex-DDR im April 1990

Da haben wir alles angeschaut, wo meine Mama vor der Flucht mal gewohnt hat

 Da war die Grenze zur DDR auf und man konnte ungestört endlich überall rumreisen.

Meine Mama war schon hart tüdelig damals, aber irgendwie haben wir es noch geschafft, eine Tour zusammenzustellen und die Ecken in Ostdeutschland abzufahren, die nicht zu Polen gehören, wo sie mal vor der Flucht gelebt hat.

Es gibt auch Ecken aus ihrer frühen Kindheit, das ist heute Polen, da sind wir nie gewesen.

 Wir haben damals dazu ein Wohnmobil gemietet und dann ging es los.

 Ich werde jetzt nicht aufschreiben, wo das überall war. Mein Opa war Melkermeister und sie sind mit der Familie mehrmals umgezogen, weil er ab und zu seinen Arbeitsplatz gewechselt hat.

Gewohnt hat Mama also immer auf eher kleinen Dörfern.

Wir sind aber auch in Rostock und an der Ostsee gewesen bei dieser Tour, also kreuz und quer durch den Norden der Ex-DDR geschippert. Ich glaube, das war teils Mecklenburg-Vorpommern, teils aber auch Brandenburg, wo wir da zugange waren.

 Wir hatten damals jede Menge Proviant eingepackt für die Tour und haben alles wieder mit nach Hause genommen, als wir gemerkt haben, wie unglaublich billig man damals noch in der Ex-DDR einkaufen und sogar Essen gehen konnte.

Essen gehen samst Trinkgeld für die Kellnerin war billiger als ne Konservendose aufzuschneiden, die man hier bei Aldi gekauft hatte. Ungelogen.

 Und als ich das erste Mal dort Brötchen holen ging, fiel mir auf, das Lebensmittel damals in den Läden wirklich überhaupt nichts gekostet haben, also sofort zugeschlagen und uns da versorgt, weil billiger konnte man wirklich nicht einkaufen.



 Die Fotos sind leider auch oft verblitzt oder eben blass.

Die sind auch in meinen Fotoalben teils schon fürchterlich ausgeblichen. Vielleicht ist es gut, dass ich nun viele davon mal auf den Computer lade, bevor man die gar nicht mehr erkennen kann.

 Ich hatte bei Mama später nicht das Gefühl, dass wir ihr mit dieser Reise wirklich einen Gefallen getan haben, auch wenn das so gedacht war.

Ich glaube, manche Ecken haben bei meiner Mutter ganz üble Erinnerungen an die Hitlerzeit aufgewühlt, das hat man ihr trotz ihrer Demenz irgendwie angemerkt.

 In einem Dorf haben wir die frühere Freundin ihrer ja im Krieg gefallenen Bruders wiedergefunden.

Darauf reagierte Mama besonders negativ, obwohl die sich freute, Mama wiederzusehen .. umgekehrt meine Mutter aber offensichtlich nicht.



 Das ist der Wentow-See.

Wentow war nur einer der Orte, wo mein Opa als Melkermeister einen Job hatte.





 Oben kann ich das Ortsschild lesen. Das war in Brünkendorf. Da hat Mama halt auch mal gewohnt.

Das alte Gutshaus war echt krass. Schon die Straße dahin war fast lebensgefährlich .. weil sowas von Schrott .. aber irgendwie sind wir da angekommen, auch ohne dass uns die Achsen gebrochen wären oder so ... durch das Guthaus wuchs ein Baum mitten durch.



 Oben Mama vorm Ortsschild von Dummerstorf.

Da hat sie auch mal mit ihrer Familie gewohnt.





 Und auch in Bülow .. das war schon im Krieg, als sie in Bülow gewohnt haben.

 Von da aus sind sie dann später auch auf die Flucht gegangen, als die Russen fast da waren, sehr panisch.

Wenn meine Großeltern und Mama von der Flucht erzählt haben, das war eine schlimme und dramatische Sache.

Aber sie sind noch weggekommen. Mama hat erzählt, die Russen haben immer von hinten in den Treck geschossen, dann mit den Tieffliegern den Treck beschossen und es hat an der Demarkationslinie eine regelrechte Panik gegeben, sie kamen aber noch durch.

 Welche der Geschwister meines Opas mussten mit ansehen, wie ihr alter Opa von hinten in den Rücken geschossen wurde, weil er in den Augen der Russen nicht schnell genug laufen konnte. Die Russen haben ihnen nichtmal erlaubt, den alten Mann zu begraben.



Tja .. also unsere ersten Eindrücke von der Ex-DDR damals.

Es kommen noch mehr, aber diese Reise in die Vergangenheit meiner Mama war die einzige dieser Art. Später waren wir nur so noch ab und zu in der Ex-DDR.





LG
Renate

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