Mittwoch, 19. Februar 2020

Wie mein Sohn Marius als Kind unsere Familiensituation gemalt hat

Über ein Bild von Marius, das mir eben in den Sinn kam


 Der Film "Weil Du mir gehörst" hat mich aufgewühlt und ins Grübeln gebracht. Also werde ich sicher noch eine ganze Weile mehr darüber suchen, wie sich eigentlich unsere komplizierte Familiensituation auf unsere Kinder ausgewirkt haben muss.

Als mein Jüngster Marius eigentlich im Rahmen seiner ja auch Probleme durch seinen Streckspasmus in der Schule als Grundschüler noch einmal wieder ein paar Übungen machen musste, hat er unter anderem damals auch ein Bild über unsere Familiensituation gemalt.
 Ich habe mich damals nicht nur mit dem Sozialpädagogen drüber unterhalten, sondern später auch versucht, das Thema innerhalb meiner ganzen Familie auf den Tisch zu bringen. Wir saßen also eine ganze Weile regelmäßig zusammen und haben diskutiert, was bei uns alles in der Familie nicht stimmig ist. Irgendwann hörten wir damit auch wieder auf.
Mein Ex-Mann war in meinen Augen der Stärkere, der damals immer mehr versuchte, meine durchaus wehrhafte Mutter an die Wand zu drücken. Ich habe versucht, das zu verhindern, weil ich wusste, er drückt ihr die Schuld für seine Taten auf, die sie nicht hatte.
 Mich hat Hansi damals noch indealisiert, also in gewisser Weise und meistens, bis auf gelegentliche Ausraster, wo es dann auch immer mal wieder anders und ich auch die Teufelin war.

Das Bild sah so aus, was Marius gemalt hatte. Alle vier Kinder hatten sich unter einem Tisch versteckt.

Am Tisch saßen sich mein Ex und meine Mutter gegenüber, die Marius als brüllenden Löwen und brüllenden Tiger gezeichnet hatte. Wer von beiden Löwe und wer Tiger war, weiß ich nicht mehr.
 Mich als Mutter hatte Marius als Schmetterling gemalt, der über dem Tisch hin und her flog.

Er selbst saß als Igel unter dem Tisch. Ich habe auch vergessen, was für ein Tier Esther war, aber unter dem Tisch saß sie auch.

Vanessa und Manuel waren Hirschkäfer, und zwar hatte Marius Vanessa als geraden Hirschkäfer und Manuel extra als krummen Hirschkäfer gemalt.
Dass ich ein Schmetterling war, der hin und her flog, interpretiere ich so. Marius ist aufgefallen, dass ich versucht habe, Frieden in den Kampf zwischen meiner Mutter und meinem Ex hineinzubringen, aber das nicht schaffen konnte als kleiner hilfloser Schmetterling, der hilflos nur immer wieder hin und her flog.

Dass meine Mutter damals in den Augen von Marius noch ein brüllendes Raubtier war, sagt mir, sie haben sie als noch immer wehrhaft wahrgenommen.

Insgesamt gehe ich heute davon aus, dass die Kinder nicht wussten, mit wem sie sich identifizieren sollten, weil beide, Mama und Hansi, darum kämpfen, dass sie es mit ihnen tun sollten.

Ich war außen davor .. hilflos .. schwach.

Ich habe das auch schon damals geahnt, dennoch versucht, Ruhe in unsere Familie reinzubringen.

Das mit dem geraden und krummen Hirschkäfer ist auch wichtig.

Meine Mutter hatte ein Lieblingskind, das war Vanessa.

Hansi hatte auch ein Lieblingskind, das war Manuel.

Meine Mutter stand in unserer Familie für Ehrlichkeit. Ich vermute, dass Marius deshalb Vanessa als den geraden Hirschkäfer gemalt hat.

Hansi, das dürfte auch Marius schon im Grundschulalter klar gewesen sein, war unehrlich, aber der, der in unserer Familie brutal immer mehr bestimmte, was passiert. Er hatte uns alle im Griff, mich, meine Mama auch, selbst wenn sie sich noch wehrte, und die Kinder sowieso.

Und dass Manuel nun der krumme Hirschkäfer war, stand sicher dafür, dass Hansi versucht hat, alle zu eben unehrlichen Gestalten zu machen .. sie sollten seine Mentalität annehmen, die unehrliche, die Borderline-Mentalität.

Der Igel versucht, sich zu schützen, indem er sich einrollt. Unter dem Tisch war sowieso ein halbwegs geschützter Ort. Die Kinder versteckten sich also bei diesem Kampf.

Ob es ihnen geholfen hätte, wenn ich damals alle Register gezogen, schon da meinen Ex rausgeschmissen, vielleicht auch ein Umgangsrecht mit den Kindern zu unterbinden versuchen hätte sollen und ob es ihnen überhaupt geholfen oder gar geschadet hätte .. ich weiß es nicht.

Auch Mama war nicht ohne, aber Borderlinerin war Mama nicht.

Sie hat bei mir immer einerseits Schutz gesucht, aber auch viel Macht ausgeübt, indem sie verlangte, dass ich sie beschütze, nachdem meine Großeltern tot waren.

Die Kriegsgeneration, zu der nicht nur meine Mutter oder Eltern, sondern ja auch Hansis Eltern gehört haben, hat so viel Schlimmes erlebt, auch das haben wir als deren Kinder ja mit auf unserem Rücken tragen müssen.

Und da mein Borderline-Partner Hansi mich auch durch sein exzessives Geldausgeben, was zu seiner Störung ja leider auch dazugehörte, immer mehr in die Lage brachte, das durch viel zu viel Arbeit auszugleichen, nahm er mir die Möglichkeit, genug Zeit mit den Kindern selbst zu verbringen und zwang mich regelrecht dazu, sie viel zu viel Mama zu überlassen, was unter anderen Umständen gar nicht nötig gewesen wäre, so aber ja.

Was meiner Familie passiert wäre, hätte ich damals die Scheidung mit allen Sorgerechtsfragen und Umgangsfragen eingereicht, es lässt sich heute nicht mehr feststellen.

Einfach stelle ich mir auch das nicht vor. Mein Ex hätte sich ja nicht kampflos einfach abschieben lassen.

Keins meiner Kinder war als Kind so schwierig wie Hansi es nach den Schilderungen meiner Schwiegermutter und auch seiner Schulzeugnisse, die ich hier zu Hause mit allen Bemerkungen ja immer noch habe, gewesen ist.

Sie könnten deshalb in meinen Augen alle vier trotz aller Probleme und dem Abstand, den sie zu mir halten, gesünder sein als Hansi selbst.

Schlimmer getroffen dürfte es in meinen Augen Vanessa und Marius haben, Manuel und Esther sind in meinen Augen stabiler und haben es besser weggesteckt, was zu Hause los war. Ich kann mich natürlich irren.

Na ja .. das zu diesem Bild, das Marius damals malte, über das wir viel geredet haben und dass mich dazu bewog, damals zu versuchen, ob wir in der Familie nicht diskutieren könnten.

Dass mein Ex das Borderline-Syndrom hat, was das überhaupt ist, das wusste ich damals noch nicht. Ich habe das erst ein paar Jahre später durch meinen Nebenjob neben dem Studium in einer Suchtklinik erstmalig entdeckt und auch dann erst begonnen, darüber nachzudenken, was man da tun könnte.

Aber diese Zeichnung von Marius ist eine wichtige Information, würde ich sagen.

LG
Renate

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